Gesellschaftsspiele zu spielen ist nur möglich, wenn alle Spieler auch gewillt sind, sie zu spielen. Es ist nicht die physische Anwesenheit, die das Spiel oder das Spielen ausmacht. Lade sechs Leute an einen Tisch und sage: jetzt spielen wir. Frauen wollen meist gar nicht spielen. Männer nehmen es nicht ernst. Spiele, analog oder digital, kann man nur spielen, wenn man sie spielen will.Das Spiel als Kulturgut wird im Vergleich mit dem Buch gesellschaftlich weniger ernst genommen. Bei vielen veröffentlichten Spielen wird nicht einmal der Name des Autoren oder des Autorenteams erwähnt. Spielentwickler werden nicht wie die Literaten von der öffentlichen Hand gefördert. Nur wenige Zeitungen kennen die Praxis der Spielkritik. Es ist einzig den Verlagen und Spielläden vorbehalten zu bestimmen, was für Spiele produziert werden sollen. So wird die Kommerzialität zum einzigen Massstab, ob ein Spiel auf den Markt kommt oder nicht.
Die Jury, die das „Spiel des Jahres“ erkürt, fördert aus ökonomischen Gründen und unter Druck der Händler fast ausschliesslich familienfreundliche Spiele. Auch der „Deutsche Spielepreis“ sucht die Akzeptanz des Handels (siehe: http://www.deutscherspielepreis.de). Das alles wirkt nicht qualitätsfördernd.
Um die Eltern zum Spielkauf zu bewegen, werden immer häufiger Lernspiele produziert. Lernspiele machen aber nur halb so viel Spass, da sie nicht dem erfinderischen Wesen des Spiels entsprechen. Auch werden Spiele aus Marketinggründen produziert. Zum Beispiel Pommes-Chips-Hersteller präsentieren sich an der Öffentlichkeit mit allerlei Spielereien.
Urs Hostettler macht keine Spiele für eine spezifische Zielgruppe. Seine Spielideen wachsen langsam, er produziert viel Abfall und lässt nur das Beste gut sein. Zur Zeit arbeitet er an einem Spiel „Wem gehört die Schweiz?“, welches auch in digitaler Form auf den Markt kommen soll. Er bevorzugt „offene Spiele“, also Spiele, deren Regeln nicht vorgeben, wer gewinnt. Die Mitspieler selber küren den Sieger oder die Siegerin.
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